Die Technische Nothilfe in der Weimarer Republik

Norderstedt: Books on Demand 2006. Hardcover broschiert mit Lesebändchen, 676 S., 37 S/W-Bilder, Quellenedition und tabellarische Chronik im Anhang.

ISBN 3-8334-4889-X

Preis: 59,90 €

Kaum eine Institution war in der Weimarer Republik so umstritten wie die Technische Nothilfe (TN). Bei großen Teilen der organisierten Arbeiterschaft als Streikbrechertruppe verhaßt, sahen staatliche Stellen, Wirtschaft, Bürgertum und nicht zuletzt prominente Sozialdemokraten in ihr ein unverzichtbares letztes Mittel zur Aufrechterhaltung lebenswichtiger Betriebe im Falle "wilder", oft politisch motivierter Streiks. Bald nach ihrer Gründung 1919 entwickelte sich die TN zu einer reichsweiten Massenorganisation, die 1924 fast 500.000 Mitglieder zählte. Als innenpolitisches Kampfinstrument gegen linksradikale Kräfte übertraf die TN noch die paramilitärischen Freikorps an Bedeutung, aus denen sie einst hervorgegangen war. Dank organisatorischer Flexibilität und aktiver Lobbyarbeit überstand das Provisorium aus Revolutionstagen nicht nur die gesamte Zeit der Republik, sondern auch das "Dritte Reich" - und erhielt sogar mit Lummitzschs Gründung des Technischen Hilfswerks (THW) 1950 eine bis heute existierende Nachfolgeorganisation. In vorliegender Untersuchung wird nicht nur die wechselvolle Organisationsgeschichte erstmals ausführlich dargestellt, sondern es werden auch vielfältige zeithistorische Zusammenhänge aufgezeigt und bewertet.

Gliederung

Einleitung
Gliederung - Zur Quellen- und Literaturlage
1. Vorgeschichte und Anfänge (bis April 1920)
1.1 Historische Voraussetzungen der Technischen Nothilfe
1.1.1 Entstehung und Entwicklung technisch-ökonomischer Netzwerke
1.1.2 Streiks und ihre Akteure im Kaiserreich
Gewerkschaften - Zivilbehörden - Militär - Unternehmer - Bürgertum - Sozialpolitik und Arbeitskämpfe im Ersten Weltkrieg
1.2 Vorläufer der Technischen Nothilfe (November 1918-September 1919)
1.2.1 Improvisierte Streikreglementierung und -abwehr in lebenswichtigen Betrieben
1.2.2 Die Technische Abteilung Berlin
Aufstellung und Gliederung - Erste Einsätze der TA in der Bürgerkriegsphase - Weitere Aktivitäten der TA
1.2.3 Weitere Formen und Konzepte militärischer Nothilfen
1.2.4 Das "Freiwilligendank"-Projekt
1.2.5 Die technischen Zeitfreiwilligen-Verbände
1.3 Aufbau der Technischen Nothilfe (TN) als reichsweite Institution (August 1919-März 1920)
1.3.1 Außenpolitische und verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen
Der Versailler Vertrag und seine militärpolitischen Auswirkungen - Ausnahmerecht und "Vereinigungsfreiheit" in der Weimarer Reichsverfassung
1.3.2 Pläne zur Aufstellung Technischer Abteilungen im Rahmen der Reichswehr
1.3.3 Gründung der Technischen Nothilfe (30. September 1919)
1.3.4 Erster Einsatz im Berliner Metallarbeiterstreik
1.3.5 Die Technische Nothilfe beim Reichsministerium des Innern
1.3.6 Die Konstituierung der Technischen Nothilfe im Reich
Innere Verwaltung und TN - Die Richtlinien vom 2. Februar 1920 - Verbindungen zur Reichswehr
1.3.7 Beziehungen zu den Einwohnerwehren
Streikabwehr - Fusionspläne
1.4 Zur Rolle der Technischen Nothilfe im Kapp-Lüttwitz-Putsch (März 1920)
1.4.1 Der Weg zum Putsch
1.4.2 Groß-Berlin
1.4.3 Großkraftwerk Golpa-Zschornewitz
1.4.4 Hannover-Braunschweig
1.4.5 Hafenstädte
1.4.6 Ostdeutschland
1.4.7 Bayern
1.4.8 Der Einsatz der TN im zeitgenössischen und historischen Urteil
2. Vom Provisorium zur Massenorganisation (1920-1924)
2.1 Rapider Aufstieg in krisenhafter Zeit: Politische Ereignisse, Einsatzgeschehen und Organisationsentwicklung
2.2 Zur Haltung von Parteien und Gewerkschaften gegenüber der TN und der Frage von Streiks in lebenswichtigen Betrieben
2.2.1 Rechte Parteien und Gruppierungen
Die Esplanade-Affäre - Die konservative TN-Lobby - TN und Rechtsradikalismus
2.2.2 Bürgerliche Mitte
2.2.3 Sozialdemokraten
Gustav Noske als Oberpräsident in Hannover - Otto Hörsing als Oberpräsident in Magdeburg - Carl Severing als Innenminister in Preußen - Sozialdemokratische TN-Politik in außerpreußischen Ländern
2.2.4 Linksradikale
2.2.5 Freie Gewerkschaften
2.2.6 Christlich-Nationale Gewerkschaften
2.2.7 Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine
2.3 Staatliche Eingriffe in die Tarifautonomie: Schlichtungswesen und TN
Erste Ansätze zur rechtlichen Fixierung der Schlichtungsordnung - Die Notverordnung vom 10. November 1920 - Schutzmaßnahmen für lebenswichtige Betriebe in weiteren Entwürfen - Die Schlichtungsordnung vom 30. Oktober 1923
2.4 Der lange Weg der Entmilitarisierung
2.4.1 Auflösung und Assimilation der Berliner TA (1920/21)
2.4.2 TN und Entwaffnungsfrage
2.4.3 Oberschlesien (1921)
2.4.4 Ruhrkampf (1923)
2.4.5 Druck der Rentenmark (November 1923)
2.5 Das Profil der TN
2.5.1 Organisatorische Struktur
Hauptstelle - Landesbezirke - Landesunterbezirke - Ortsgruppen
2.5.2 Die Nothelferschaft
Statistik - Rechte und Pflichten - Handwerker - Ingenieure und Techniker - Akademisches Lehrpersonal - Studenten und Schüler - Arbeiter - Frauen
2.5.3 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Druckerzeugnisse - Film und Rundfunk - Veranstaltungen und individuelle "Mundpropaganda" - Totenkult
2.5.4 Vorbereitung, Anordnung und Durchführung von Einsätzen
2.6 TN-Einsätze in lebenswichtigen Betrieben
2.6.1 Versorgungsbetriebe: Elektrizität, Gas und Wasser
2.6.2 Verkehrs- und Transportwesen
2.6.3 Agrar- und Lebensmittelwirtschaft
2.6.4 Bergbau und Hüttenwesen
2.6.5 Gesundheitswesen und öffentliche Hygiene
2.7 Katastrophenschutz: Die Anfänge der TN in der öffentlichen Gefahrenabwehr
2.8 Die TN im internationalen Kontext
3. Strukturwandel zur dauerhaften Fachorganisation (1925-1933)
3.1 Krisen und Auswege
3.1.1 Umstrukturierung der TN im Zeichen ausbleibender Streiks, gewerkschaftlicher Gegenwehr und staatlicher Etatkürzungen (1925-1928)
3.1.2 Severings Vorstöße zur Auflösung der TN (1928/29)
3.1.3 Fortbestehen mit Einschränkungen (1929-1932)
3.1.4 Die TN in der Endphase der Republik (1932-1933)
3.2 Neuorientierung und Diversifizierung als Bestandssicherung
3.2.1 Katastrophenschutz
3.2.2 Gas- und Luftschutz
3.2.3 Freiwilliger Arbeitsdienst
4. Ausblicke
4.1 Die TN im "Dritten Reich" (1933-1945)
Der Weg zur "technischen Hilfspolizeitruppe" (1936-1939) - Einsatz der TN im Zweiten Weltkrieg (1939-1945)
4.2 Wiederbeginn unter gewandelten Rahmenbedingungen: Das Technische Hilfswerk (THW) der Bundesrepublik
Resümee
Anhänge
Dokumente
1. Verfügung des Reichswehrministers Noske betr. Technische Nothilfe, 30. September 1919.
2. Richtlinien der Technischen Nothilfe, 2. Februar 1920.
3. Verordnung des Reichspräsidenten betr. der Stillegung von Betrieben, welche die Bevölkerung mit Gas, Wasser und Elektrizität versorgen, 10. November 1920.
4. Ausführungsbestimmungen des Reichsministers des Innern zur Verordnung des Reichspräsidenten vom 10. November 1920 betr. Stillegung von Betrieben, welche die Bevölkerung mit Gas, Wasser und Elektrizität versorgen, 9. Mai 1921.
5. Organisations- und Erfahrungsgrundsätze für den Aufbau und die Verwendung der Technischen Nothilfe, undatiert [1921/22].
6. Verordnung des Reichspräsidenten betr. Verbot der Arbeitsniederlegung durch Beamte der Reichsbahn, 1. Februar 1922.
7. Satzung der "Technischen Nothilfe e.V.", 10. Juli 1929.
8. Richtlinien für die "Technische Nothilfe e.V.", 1. September 1930.
Quellen und Literatur
Abkürzungsverzeichnis
Chronik 1918-1933
Bildquellen
Personenregister
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